Das BG und BRG Wien XII, Rosasgasse 1-3 – Eine Schule im Wandel der Zeit
Von der Gründung der Schule bis zum Ersten Weltkrieg
Die Schule wurde 1883 auf Eigeninitiative der kleinen Gemeinde Untermeidling (bei Wien) – zwischen Eichenwäldern und Getreidefeldern nahe der unregulierten Wien – als Kommunalgymnasium für Jungen gegründet und zählte im 1. Unterrichtsjahr gerade 61 männliche Schüler. Erst am 1. Jänner 1889 wurde die Schule aus dem aufstrebenden Vorort zum k.k. Staatsgymnasium „erhoben“. In seiner Anfangsphase war die Schule provisorisch gemeinsam mit der Volksschule im neu errichteten Gebäude in der Rosasgasse 8 untergebracht.
1890 erfolgte die Eingemeindung Untermeidlings in den XII. Bezirk von Wien, 1892 die Übersiedlung des nunmehrigen Wiener Gymnasiums in das neue Schulgebäude in der Rosasgasse 1-3, das in zweifach erneuerter Form noch heute den Kern der Schule bildet.
Vom 28. Jänner 1897 bis zum Ende des Ersten Weltkrieges trug die Schule den offiziellen Namen „k.k. Carl-Ludwig-Gymnasium in Wien“, benannt nach dem 1896 verstorbenen, zweitältesten Bruder Kaiser Franz Josephs, Erzherzog Carl Ludwig.
In dieser Zeit wurde 1908 – angesichts des 25-jährigen Jubiläums der Schule – der heute noch existierende „Verein ehemaliger Meidlinger Gymnasiasten“ begründet.
Während des Ersten Weltkrieges waren die Schüler der Oberstufe zur Teilnahme an militärischen Übungen verpflichtet. 2 Lehrer und 74 Schüler mussten unter Franz Joseph und dem Enkel Carl Ludwigs, Karl I., im Ersten Weltkrieg ihrLeben auf dem Schlachtfeld lassen.
Das k.k. Carl-Ludwig-Gymnasium musste sich in den Jahren 1915-18 das Schulgebäude mit der Realschule XV. am Henriettenplatz in einem eingeschränkten Wechselunterricht teilen, da am Henriettenplatz ab Weihnachten 1914 für mehrere Jahre ein Reservelazarett eingerichtet wurde.
Das BG/BRG Rosasgasse zur Zeit der Ersten Republik und unter der Herrschaft der Nationalsozialisten
In der Ersten Republik Österreich, 1918-38, wurde die Schule in „Bundesgymnasium in Wien XII“ umbenannt. Sie wurde erstmals ab 1919 koedukativ (teilweise gemischte Jungen- und Mädchen-Klassen) geführt.
Neben dem bis 1938 bestehenden klassisch-humanistischen Gymnasium wurden ab 1931/32 Realgymnasialklasseneingeführt.
1933 feierte die Schule – in einer Zeit der politischen und wirtschaftlichen Krise der Republik, die sich unter dem christlichsozialen Bundeskanzler Engelbert Dollfuß auf dem Weg in den Austrofaschismus befand – ihr 50-jähriges Bestehen.
1938 erfolgte der „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich und damit verbunden eine Umgestaltung des Schulwesens.
Mit dem Schuljahr 1938/39 mussten die österreichischen Mittelschulen in das höhere Schulwesen des „Altreiches“ (= Deutsches Reich) übergeleitet werden. Die Grundsätze nationalsozialistischer Erziehungspolitik erforderten eine strenge Trennung der Geschlechter im Schulwesen. Die einheitliche Hauptform der höheren Schulen, die Oberschule, war daher in zwei geschlechtsspezifische Grundformen gegliedert, deren jede sich wieder in einen realistischen und einen sprachlichen Oberstufenzweig gabelte; wobei der realistische Zweig jeweils auf technische Männer- bzw. hauswirtschaftliche Frauenberufe ausgerichtet war und im sprachlichen Zweig die Oberschule für Mädchen geringere Standards vermittelte als die Oberschule für Jungen. Neben der Oberschule bestand als humanistische Sonderform noch das Gymnasium, welches aber nur der männlichen Jugend offen stehen sollte.
Das BG und BRG in Wien XII, Rosasgasse 1-3, wurde ab 1938 in eine Oberschule für Jungen (Typus: realistischer Zweig) umgewandelt.
Die Wissensvermittlung stand im Dienste der rassistischen Staatsideologie, „ziellose und unnationalsozialistische Arbeit“ wurde von der NSDAP im Bereich der Schule nicht geduldet.
Durch ideologische Gleichschaltung und sportliche Ertüchtigung („Leibeserziehung“) in den Schulen sollten die männlichen Schüler zu gehorsamen Soldaten für den Zweiten Weltkrieg (1939-45) erzogen werden.
Im Schulgebäude der Oberschule in der Rosasgasse machte sich der Kriegsalltag breit: 1941 wurde in der Schule ein Reservelazarett der Deutschen Wehrmacht eingerichtet. Der Schulbetrieb musste zwangsweise in ein nahegelegenes, 1930/31 erbautes Schulgebäude in der Erlgasse 32-34 übersiedeln.
Hier war 1931-38 die tschechische Privatvolksschule des Vereins „Komensky“ (für Kinder der tschechischen Arbeiterkultur und Sprachkolonie in Wien) untergebracht gewesen. Da per Erlass des österreichischen Innenministeriums am 19. Juli 1938 allen Privatschulen Österreichs das Öffentlichkeitsrecht aberkannt worden war, musste auch die tschechische Privatvolksschule ihre Pforten schließen. Der Staat mietete das Gebäude in der Erlgasse an und wies im Oktober 1940 die bisher in einem gemeindeeigenen Haus in Wien XII, Schönbrunner Straße 189, untergebrachte Oberschule für Jungen (vormals eine 7-jährige Bundes-Realschule) in dasselbe ein.
Mit dieser Schule musste sich die Oberschule für Jungen aus der Rosasgasse ab 1941 das Schulgebäude in einem improvisierten Wechselunterricht teilen.
Im Sommer 1943 begann die alliierte Luftwaffe auch Wien zu bombardieren. Zwei Bombentreffer am 21. Februar 1945sollten auch die Zufluchtsstätte der Rosasgasse in der Erlgasse schwer beschädigen und diese unbenutzbar machen.
Ein „reduzierter Aufgabenunterricht“ wurde nun in der Oberrealschule am Henriettenplatz eingerichtet, wo 16-17-jährige männliche Schüler der Rosasgasse zusätzlich als Luftwaffenhelfer („Heimatflak“) dienen mussten oder zum Volkssturm einberufen wurden.
Als im April 1945 die vorrückenden Russen Wien und auch Meidling besetzten, wurde das Schulgebäude in der Rosasgasse von sowjetischen Truppen besetzt, ab Juli 1945 wurde Meidling Teil der britischen Besatzungszone Wiens und das Schulgebäude von britischen Truppen genutzt. Vorübergehend fand der Schulbetrieb der „Rosasgasse“ in der Volksschule XII in der Singrienergasse statt.
Das BG/BRG Rosasgasse in der Zweiten Republik Österreich
Erst im Frühjahr 1946 gelang es Direktor Hofrat Dr. Groß das bombenbeschädigte und als Lazarett zweckentfremdete Schulgebäude vom englischen Bezirkskommandanten wieder für den Schulbetrieb übertragen zu bekommen. Es gelang, das Schulgebäude wieder herzurichten und unter widrigen Umständen (Lehrmittelmangel, Hungerkrise, Kälte im Winter, Krankheiten) den Schulbetrieb aufzunehmen. Die NS-Lehrpläne waren bereits im September 1945 aufgehoben worden, in der Rosasgasse 1-3 kehrte wieder das Meidlinger Gymnasium ein!
1948 wurde die Schule in ein Realgymnasium umgewandelt, das den Namen „Bundesrealgymnasium Wien XII“trug. Der Schulbetrieb begann sich wieder zu normalisieren, die Schülerzahlen stiegen wieder deutlich an.
1958 beging das Bundesrealgymnasium eine Feier anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Schule.
Unter Direktor Groß erfolgten noch 2 weitere wichtige Ereignisse für die Schule:
- 1963 wurde aufgrund einer neuen Schulgesetzgebung die Umwandlung des Realgymnasiums in ein realistisches Bundesgymnasium und ein naturwissenschaftliches Bundesreal-gymnasium vorgenommen.
- Da das Schulgebäude bereits seit Kriegsende zu klein und reparaturbedürftig war, wurde es nach langen Bemühungen von Direktor Groß 1964-67 generalsaniert und mit Zubauten (inkl. den beiden Turnsälen an der Ehrenfelsgasse, Umgestaltung des Schulhofes zu einer Sportfreianlage) versehen. Die Schule nahm exakt jene Form an, die bis zur letzten großen Renovierung 2002-2004 erhalten blieb.
Direktor Hofrat Dr. Wilhelm Groß hatte die Schule 1945-71 geführt, ihm folgte 1972-81 Direktor Hofrat Alfred Mathuber nach:
1976 wurde unter Direktor Mathuber zum zweiten Mal in der Schulgeschichte – gemäß dem Schulunterrichtsgesetz von 1974/75 – der koedukative Unterricht beginnend in den 1. Klassen und daraufhin aufsteigend bis zu den 8. Klasseneingeführt.
1981 wurde durch die Initiative des Direktors Mathuber die Rosasgasse vor dem Schulgebäude in eine Fußgängerzoneumgestaltet.
Unter seinem Nachfolger, Direktor Hofrat Mag. Karl Wöginger, erfolgte 1982 auf Wunsch von Eltern und Schülern die Einrichtung eines Tagesschulheimes für die Unterstufen-Schüler:innen, das bis heute v.a. Kinder berufstätiger Eltern an den Nachmittagen betreut. Die Nachmittagsbetreuung im TSH sollte unter den nachfolgenden Direktor:innen sowie den Leiter:innen der Nachmittagsbetreuung in Hinblick auf Lern- und Freizeitangebote und Ausstattung weiter ausgebaut und attraktiver gemacht werden. Die Nachmittagsbetreuung war zunächst kostenlos, doch seit 1994 wurde ein Elternbeitrag für die Betreuung ihrer Kinder eingerichtet.
1983 initiierte Direktor Wöginger für am Besuch des GRG Rosasgasse interessierte Volksschüler und ihre Eltern den „Tag der offenen Tür“. Dieser Tag sollte unter seinen Nachfolger:innen im Laufe der Zeit von einem Besuch der Schule im Rahmen des Vormittagsunterrichts zu einer Präsentation der Schule mit all seinen Fächern und Projekten im Rahmen eines Freitags Nachmittag Anfang Dezember erweitert und aufgewertet werden.
Unter Direktor Wöginger erfolgte im Schuljahr 1985/86 auch der Beginn des Informatikunterrichts an der Rosasgasse: Dafür wurden 6 Computer (XT-Rechner ohne Festplatte mit 5,25 Zoll-Laufwerken für 360 KB Disketten) und ein Nadeldrucker angeschafft. Das Betriebssystem DOS musste – mangels Festplatten – bei jedem Startvorgang eines Computers in den Arbeitsspeicher geladen werden.
Mit Sommer 1991 trat Direktor HR Mag. Wöginger in den Ruhestand.
Am 1. Jänner 1992 folgte Hofrat Dr. Gunther Petersch als Direktor nach.
Schon von Beginn seiner Amtszeit an wurde eine neuerlich notwendige Generalsanierung und Erweiterung des Schulgebäudes gefordert, doch finanzielle Gründe standen einer raschen Verwirklichung im Wege.
Im pädagogischen Bereich gab es einige Schulversuche (probeweise Einführung von Fachbereichsarbeiten zur Reifeprüfung 1991/92, Unterricht in 5-Tages-Klassen 1995/96 beginnend, Französisch statt Latein im Gymnasium ab der 3. Klasse seit 1997/98), die teilweise später ins Regelschulwesen übergeführt wurden.
Die Elektronische Datenverarbeitung (EDV) kehrte auch im Schulwesen ein: 1991 wurde im Sekretariat der Rosasgasse der erste PC installiert und ab 1992/93 gab es eine computergestützte Schülerverwaltung. Mit Hilfe des Programmes SCHÜSTA wurden ab sofort Schülerstammblätter und Zeugnisse nur noch mit dem PC erstellt. Das Programm SCHÜSTA sollte erst 2015 durch SOKRATES ersetzt werden.
Direktor Petersch förderte in weiterer Folge eine damals zeitgemäße Modernisierung der IT-Ausstattung an der Rosasgasse: 1994 wurde das erste schulinterne Computernetzwerk unter Windows 3.11 installiert und professionelle Software (Winword, Corel Draw, Autocad) verwendet. Im Schuljahr 1996/97 wurde ein erster Internetzugang für die vorhandenen fünf Schüler:innen-PCs und einen Lehrer:innen-PC eingerichtet. 1998 erfolgte die Aufrüstung auf 14 PC-Arbeitsplätze, die Umstellung auf Windows 98 und die Einbindung der neuen Rechner in das Internet. Erst im Zuge des Schulumbaus sollten ab 2004/05 zwei voll ausgestattete Informatiksäle mit je 14 Arbeitsplätzen und jeder Klasse ein eigener PC zur Verfügung stehen. Die IT-Ausstattung sollte seither v.a. durch das Engagement der Informatik-Kustoden immer wieder erneuert und erweitert werden (u.a. Anschaffung von Beamern und Laptops in den Klassen).
35 Jahre nach der großen Sanierung der 1960-er Jahre sollte die notwendig gewordene Renovierung und ein weiterer Ausbau der Schule 2002-2004 erfolgen, die den Bemühungen des Hrn. Direktors HR Dr. Gunther Petersch und Initiativen aus dem Lehrerkollegium sowie der Elternschaft zu verdanken sind.
Für etwas mehr als 2 Schuljahre (2002/03, 2003/04 und Anfang 2004/05) übersiedelte die Schule in das nahegelegene Ausweichquartier im ehemaligen GRG XII., Singrienergasse 19-21, das vorübergehend für viele Lehrer:innen und Schüler:innen eine Art zweite Schulheimat wurde.
Mit dem Schuljahr 2003/04 wurde auch die generelle Fünf-Tage-Woche in unserer Schule eingeführt, die sich organisatorisch bewährt hat, nicht zuletzt aufgrund einer per Gesetz verordneten Stundenreduktion in fast allen Fächern, die im gleichen Schuljahr stattfand.
Das BG und BRG Wien XII kehrte mit der offiziellen Rückübersiedlung am 22. Oktober 2004 in seine angestammte Wirkungsstätte – Rosasgasse 1-3 – in neuem, modernem Look, jedoch unter Wahrung der historischen Frontseite des Hauptgebäudes, zurück, um die Tradition des Hauses fortzusetzen und mit zukunftsgerichtetem, pädagogischem Weitblick ein neues Schulkapitel aufzuschlagen.
Am 9. Dezember 2004 wurde die Wiedereröffnung der Schule mit einem großen Festakt offiziell begangen. Am 10. Dezember 2004 präsentierte sich die Schule in einem „Tag der Offenen Tür“ der Öffentlichkeit.
Im Schuljahr 2006/07 wurde das schulautonome Fach Naturwissenschaften (Naturwissenschaftliches Arbeiten) in der 4. Klasse des Realgymnasiums eingeführt, in dem das interdisziplinäre Arbeiten der Fächer Biologie, Physik, Chemie und Informatik in Kleingruppen im Vordergrund stehen sollte.
Im Schuljahr 2007/08 wurde in der Oberstufe das seit dem Schuljahr 1989/90 im Zuge einer Schulorganisationsgesetz-Novelle eingeführte Wahlpflichtfachangebot durch von engagierten Lehrer:innen-Teams schulautonom entwickelte „fächerübergreifende Wahlpflichtmodule“ erweitert. Die Schüler:innen konnten dabei von der 6.-8. Klasse eines der folgenden fächerübergreifenden Wahlpflichtmodule für insgesamt 8 Stunden auswählen: „Arts & Projects“ (A&P), „Fächerübergreifende Informationstechnologie“ (FIT), „Naturwissenschaften“ (NW) sowie „Mensch in Raum und Zeit“ (MRZ). Alternativ zu diesen fächerübergreifenden Gegenständen konnte auch die zusätzliche Sprache Italienisch als Wahlpflichtmodul für 8 Stunden gewählt werden.
Im Verlauf der Jahre wurden die Wahlpflichtmodule auf 5 Stunden in der 6.-7. Klasse reduziert, das Modul „Mensch in Raum und Zeit“ endete, das fächerübergreifende Modul „Sportkunde“ (SK) kam zwischenzeitlich hinzu. Die Wahlpflichtmodule A&P, FIT, NW und Italienisch sind zu einem fixen Bestandteil des Wahlpflichtfachbereichs am GRG Rosasgasse geworden.
Im Herbst 2008 sollten die Feierlichkeiten zum 125-jährigen Bestehen des GRG Rosasgasse organisiert werden, die mit einem feierlichen Festakt im Festsaal sowie im Anschluss dem Tag der offenen Tür begannen, mit interessanten und abwechslungsreichen Veranstaltungen (u.a. wissenschaftliche Vorträge, eine Podiumsdiskussion, Kunst-Ausstellungen, Konzerte, Lesungen, Sport- und Tanz-Präsentationen) eine Woche lang fortgesetzt wurden und in einem Schulball im Hotel Marriott ihren Abschluss fanden.
Mit Ende des Schuljahres 2009/10 ging Direktor HR Dr. Petersch nach achtzehnjähriger Leitung der Schule in den wohl verdienten Ruhestand.
2010/11 folgte ihm für ein Schuljahr als interimistischer Schulleiter Ostr. MMag. Franz Stern – zuvor unter Direktor Petersch Administrator der Schule – nach. In diesem Jahr begann sich das Lehrer:innen-Kollegium auf Konferenzen mit der Vorbereitung auf die damals sogenannte „Neue Reifeprüfung“ mit standardisierten, kompetenzorientierten, teilzentralen Abschlussprüfungen sowie der verpflichtenden „Vorwissenschaftlichen Arbeit“ für alle Schüler:innen – anstelle der vormals freiwilligen Fachbereichsarbeit für interessierte Schüler:innen – vorzubereiten. Geplant war, dass die Schüler:innen der 5. Klassen des Schuljahres 2010/11 als erster Jahrgang gemäß der neuen Reifeprüfungsverordnung im Sommersemester 2014 maturieren sollten. Doch der Termin der ersten Neuen Reifeprüfung sollte letztlich noch um ein Jahr auf das Sommersemester 2015 verschoben werden.
Der Großteil der Vorbereitungs- und Planungsarbeit für diese neue Form der Matura erfolgte somit federführend unter einer neuen Schulleitung. Nach einem komplexen Prozedere zur Neubesetzung des Direktorpostens – inklusive eines Hearings an der Rosasgasse am 9. März 2011, bei dem sechs Kandidat:innen sich selbst und ihre Schulkonzepte vorstellten sowie zu spontan gestellten Fragen antworten sollten, wurde im entscheidenden Amtsvorschlag des Stadtschulrates im Juni 2011 die Wunschkandidatin des Schulgemeinschafts- und Dienststellenausschusses zur Direktorin bestellt.
Am 1. Juli 2011 wurde den Lehrer:innen des GRG Rosasgasse im Rahmen einer Konferenz Frau Hofrätin Mag.a Renate Siegl als Direktorin vorgestellt. Erstmals in der Geschichte der Rosasgasse wurde die Leitungsfunktion in weibliche Hände gelegt. Frau Direktorin Siegl bemühte sich um ein rasches Kennenlernen aller Schulpartner, der Lehrer:innen, der Schüler:innen und der Elternvertretung und strebte von Anfang an eine konstruktive und wertschätzende Zusammenarbeit zum Wohle der gesamten Schulgemeinschaft an.
Sie sorgte für die reibungslose Vorbereitung und letztlich Umsetzung der „Neuen Reifeprüfung“ im Schuljahr 2014/15. So wurde z.B. eine Unverbindliche Übung „Vorwissenschaftliches Arbeiten“ oder auch ein „Grundkompetenztraining für Mathematik“ – ergänzend zum Mathematik-Unterricht – eingerichtet.
Große Unterstützung fanden vom Lehrer:innen-Kollegium getragene schuleigene Schulentwicklungs-Themen, wie z.B. die Gesunde Schule, die Bewegte Schule, das SOS-Team, Ökologie im Schulalltag, Feedbackkultur sowie zahlreiche Projekte zur Erlangung und Bewahrung besonderer Zertifizierung (Tagesbetreuung, MINT-Schule, UNESCO-Schule, ÖKOLOG-Schule etc.)
Der immer stärker werdenden Forderung nach dem Einsatz elektronischer Medien im Unterricht wurde bereits 2016/17 mit der Einführung einer ersten Laptopklasse Rechnung getragen.
Damit einhergehend mussten in den Folgejahren – ergänzend zu den seit 2004/05 bestehenden Informatiksälen der Schule – auch alle Voraussetzungen für einen modernen medialen und digitalisierten Unterricht geschaffen werden, wie das Bereitstellen der technischen Rahmenbedingungen in den Klassenräumen (Verstärkung der Stromleitungen, Anbringung von Leisten für ausreichend Steckdosen, Finanzierung von Whiteboards und Beamern etc.) die schrittweise Vergabe von zum Großteil staatlich finanzierten Endgeräten in Tablet- und Laptop-Klassen der Unterstufe, die Einrichtung von Lernplattformen, die Umsetzung der seit 2018/19 verordneten Verbindlichen Übung „Digitale Grundbildung“ in der Unterstufe, die seit dem Schuljahr 2022/23 durch den Pflichtgegenstand „Digitale Grundbildung“ ersetzt wurde.
Nicht ahnen konnte man, dass die Digitalisierungsoffensive der österreichischen Bundesregierung und insbesondere des für die Schulen zuständigen Bildungsministeriums bereits 2020-2022 im Zuge der Corona-Krise bzw. der COVID-19-Pandemie (Lock-Downs, (FFP2-)Maskenpflicht, Home-Schooling/ Distance Learning bzw. Wechselunterricht (in 2 Klassengruppen), tägliche Corona-Testungen zunächst an den Schulen und später Selbsttest-Pflicht zu Hause, Impfmöglichkeiten und umstrittene Impfpflicht) besondere Bedeutung finden sollte.
Direktorin Renate Siegl musste in dieser schwierigen Zeit (v.a. 2020 und 2021) – gemeinsam mit der sie unterstützenden Administratorin Mag.a Karin Fida-Prachner – alle Herausforderungen der Corona-Krise annehmen und den juristischen sowie administrativen Spagat zwischen Informationen aus den Medien, behördlichen Vorgaben und letztlich oftmals notwendigen schulinternen Entscheidungen in kompetenter Eigenverantwortung meistern.
Ab Februar 2022 wurde die bereits abklingende Corona-Krise medial verstärkt durch ein anderes Thema überlagert: Der seit 2014 durch die russische Krimbesetzung schwelende Ukraine-Konflikt eskalierte im Ukrainekrieg. Der russische Angriffskrieg führte zu einer Migrationsbewegung aus der Ukraine westwärts in den Raum der Europäischen Union. Die Staaten der EU beschlossen – solidarisch mit der Bevölkerung der Ukraine – rasch Sanktionen gegen Russland. Da Europa zu einem größeren Teil von russischem Erdgas abhängig war, wurden die russischen Gaslieferungen teils gedrosselt und Gas enorm verteuert. Österreich als Mitgliedsstaat der EU nahm in einer großen Welle der Hilfsbereitschaft zahlreiche ukrainische Flüchtlinge vielfach in privaten Haushalten auf, die ukrainischen Kinder und Jugendlichen sollten in österreichischen Schulen aufgenommen und in der deutschen Sprache (bedingt) gefördert werden. Seither besuchen auch mehrere ukrainische Schüler:innen das GRG Rosasgasse. Während nun die Corona-Problematik allmählich abflaute, wurde die Schule mit steigenden Energiekosten (durch teures russisches Gas, von dem Österreich massiv abhängig war und ist) konfrontiert.
Die für die Schüler:innen wichtige soziale Gemeinschaft im alltäglichen Schulleben konnte jedoch spätestens im Verlauf des Jahres 2022 wiederhergestellt werden. Das letzte Schuljahr für Frau Direktorin Siegl zeichnete sich wieder durch die Aufnahme von zahlreichen Schulveranstaltungen aus, auf die man in der Corona-Krise verzichten musste.
Und so blickte sie nach 12 Jahren als Direktorin der Rosasgasse v.a. auf die schönen Erinnerungen vor und nach der Corona-Krise zurück: auf Veranstaltungen wie Schulbälle, Weihnachtskonzerte, Theateraufführungen, Projektpräsentationen. Mit Ende des Schuljahres 2022/23 wartete auf Direktorin Siegl die mehr als verdiente Pensionszeit.
Im Schuljahr 2023/24 übernahm Mag.a Karin Fida-Prachner, zuvor Administratorin unter Direktorin Siegl, die provisorische Schulleitung und führte das GRG Rosasgasse mit großer Ruhe, Geduld und Besonnenheit.
Sie sorgte für den Beginn der Umsetzung eines ministeriellen „Pädagogikpakets“, das die Schule und die Schüler:innen „zukunftsfit“ machen solle. Darin enthalten ist eine weiterentwickelte Überprüfung der 2009 verordneten Bildungsstandards (= BIST) in Mathematik, Deutsch und Englisch. An die Stelle der „BIST-Überprüfungen“ der 8. Schulstufe (2011/12-2018/19) trat seit dem Schuljahr 2021/22 die verpflichtende individuelle Kompetenzmessung Plus (iKMPLUS) zunächst nur in der 7. Schulstufe und seit 2023/24 in der 7. und 8. Schulstufe der Sekundarstufe I.
Auch beinhaltet das Paket seit 2018 entwickelte „neue“ Lehrpläne, die mit dem Schuljahr 2023/24 mit den ersten Klassen (5.Schulstufe) beginnend und in den Folgejahren aufsteigend eingeführt wurden. Der Lehrplan will den systematischen „Kompetenz“-Aufbau (fachliche und überfachliche Kompetenzen gemäß den „21st Century Skills“) vorantreiben und ehemalige „Unterrichtsprinzipien“ als sogenannte „übergreifende Themen“ verstärkt in allen Fächern implementieren. Nebenbei sollten auch die Unterrichtsgegenstände umbenannt werden, wobei bei manchen Gegenständen an die Stelle von „Kunde“ und „Erziehung“ v.a. die Bezeichnung „Bildung“ trat.
Neben der Aufgabe der Sicherung der Bildungsstandards und der Umsetzung der „neuen“ Lehrpläne sollte 2023/24 auch die noch unter Direktorin Siegl eingeführte Feedbackkultur weiter gepflegt werden.
Im Sinne der Gestaltung der Schule als lebenswerten Raum erfolgte unter der Schulleiterin Fida-Prachner im Schulhof eine Wiederbegrünung der Rasenflächen, das Aufstellen von Insektenhotels und eines Hochbeets. In der Nachmittagsbetreuung gab es eine Umgestaltung der Ausstattung (mehr Sitzmöglichkeiten, Spielecken, Rückzugsmöglichkeiten).